Düngeverordnung Thema bei digitaler Versammlung: Dr. Andre Baumann berichtete bei Schwetzinger GRÜNEN vom Bundesrat
Die Düngeverordnung war jetzt neben den aktuellen Entwicklungen in Sachen Pandemie Thema bei der digitalen Versammlung des Orstverbands der Schwetzinger Grünen. Dr. Andre Baumann – Staatssekretär und Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg in Berlin – berichtete, dass der Bundesrat in seiner vergangenen Sitzung die Düngeverordnung mit knapper Mehrheit beschloss. Hintergrund war eine Verletzung der EU-Nitratrichtlinie durch Deutschland seit mehreren Jahren und ebenfalls jahrelange Verhandlungen der Bundesregierung mit der EU-Kommission. Zuletzt war Deutschland in einem EU-Vertragsverletzungsverfahren dazu verurteilt worden, die EU-Richtlinie zu erfüllen und die mit Brüssel ausgehandelte Reform der Düngeverordnung zu beschließen.
„Hätte der Bundesrat in genau dieser Sitzung der Düngeverordnung nicht zugestimmt, hätte Deutschland Strafen von knapp 900.000 Euro pro Tag bezahlen müssen, erläuterte Baumann bei den Schwetzinger GRÜNEN. Der Bundesrat hat sich jetzt am Ende in einem Abstimmungskrimi für eine Änderung der Düngeverordnung entschieden. Das Land Baden-Württemberg war bei der Abstimmung Zünglein an der Waage – und stimmte zu.
„Dies ist ein Erfolg für die Menschen, denn es geht um unser Wasser“, erklärte Baumann. Er betonte, dass Europa vor der eigenen Haustüre anfängt: Rund um Schwetzingen sind die Grundwasserkörper als nitratbelastet eingestuft. In Baden-Württemberg sind nur rund 9 Prozent als solche „Roten Gebiete“ bewertet – gegenüber Niedersachsen, wo diese Einstufung über die Hälfte der Grundwasserkörper betrifft. Hauptverursacher der Grundwasserbelastung in Niedersachen sind die sehr intensive Tierhaltung und die Verwendung großer Güllemengen in der Landwirtschaft.
Die zu hohen Nitratwerte rund um Schwetzingen seien nicht auf die Tierhaltung zurückzuführen, sondern auf die Mineraldüngung in Sonderkulturen, erklärte Baummann dem wissbegierigen Plenum. Außerdem seien die Sandböden der Region sehr durchlässig und der Niederschlag im sogenannten „Wormser Trockenbecken“ sehr gering. Trotz einer neuen Düngeverordnung bleibt nach Ansicht von Baumann die aktuellen Landwirtschaftspolitik das Grundproblem. „Die Landwirtschaft muss nachhaltiger werden und regionale Kreisläufe berücksichtigen – und auch die Bedürfnisse von Landwirten, die in ihren Betrieben oft mit dem Rücken an der Stallwand stehen.“ Diese Tatsachen und weil Wald der beste Wasserschutz ist, sind für Andre Baumann und die Schwetzinger Grünen schon allein Grund gegen einen den Kiesabbau im Gewann Entenpfuhl. Hier habe Grundwasserschutz oberste Priorität. „Deshalb bleiben wir GRÜNEN da dran und setzen uns auch weiter gegen den Kiesabbau im Entenpfuhl ein“.
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Um (vorläufige) Anmeldung an gruene-schwetzingen@gmx.de wird gebeten, damit wir besser planen können. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt.
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Blüten, Bienen und Bäume – Imker Günther Martin beim Grünen Stadtspaziergang
Mit Imker Günther Martin als Referenten gab es eine Fülle von Informationen über Bienen und reichlich Gelegenheit für Diskussionen über den Einsatz von Insektiziden, Bewässerungsmaßnahmen oder auch die Waldnutzung. Der Grüne Gemeinde- und Kreisrat aus Ketsch hat seit 35 Jahren Bienen und hat seine Ausbildung zum Imker und Schäfer an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Einige seiner zahlreichen Bienenvölker leben zur Zeit am ehemaligen Rehgehege in der Sternallee. Nicht weit weg also vom Kreisel im Wohngebiet Schälzig, wo der Spaziergang startete. Ganz bewusst habe er diesen ausgewählt, so Günther Martin. In der Mitte eine große Eiche, darunter eine bunt mit Frühblühern bepflanzte Wiese und rundherum Linden- und Ahornbäume. Dass die Eiche und Blühwiese so prächtig gedeihen, liege an der Bewässerung. Und dann war man schon drin in der Diskussion, ob die Baumscheiben der umliegenden Bäume nicht auch begrünt werden sollten, ob sich Magerflächen hier von selbst entwickeln können und wie man eine Selbstaussaat von Blühpflanzen fördern kann. Einigkeit herrschte, dass Pflanzungen künftig nach dem Prinzip der Schwammstadt erfolgen müssten, damit das Regenwasser nicht ungenutzt in die Kanalisation abfließt, sondern in Senken und Grünflächen abgeleitet wird, um dort wie in einem Schwamm für trockene Tage gespeichert zu werden. Das würde nicht nur den Pflanzen helfen, sondern auch wertvolles Wasser und Arbeitszeit sparen. Bienen und andere Insekten finden jedenfalls am Schälzigkreisel erst einmal Nahrung. Auch an den blühenden Sträuchern, die auf dem Lärmschutzwall an der B291 wachsen. Leider wird bei Rückschnitten an Straßen durch den Kreis nicht auf wertvolle Gehölze wie Wildapfelbäume geachtet, sondern rücksichtslos alles gleichermaßen auf Stock gesetzt – und das auch oft auf gesamter Länge. Deshalb hatten wir im vergangenen Jahr den Rückschnitt durch die Kreisverwaltung zwischen Carl-Theodor-Brücke und der August-Neuhaus-Straße bemängelt und Landtagsabgeordneter Andre Baumann wurde wegen des Heckenrückschnitts an der Brühler Landstraße aktiv. Nahrung für Insekten und Rückzugsräume für Tiere wie Rebhuhn, Fasan und Igel gehen so verloren.
Am AllaHopp-Geländes lenkte Günther Martin den Blick auf eine Gruppe alter Eichen. „Die sind sicher schon 100 Jahre alt und sollten geschützt werden! Im Sommer scheiden Eichen einen stärkehaltigen Saft aus um sich zu kühlen. Den sammeln die Bienen und machen ihn zu Honig. Dunkelgrün in der Farbe und sehr selten, weil es bei uns kaum noch alte Eichen gibt!“, wusste der Fachmann zu berichten. Anfang Juli aber sieht es meist schlecht aus für die Nektarsammlerinnen, dann ist fast alles verblüht und die Bienen müssen weite Strecken zurücklegen um Nahrung zu finden. Im Herbst sind Fassadenbegrünungen mit Efeu noch einmal eine Bienenweide. Hier können die Tiere Nahrung für den Winter sammeln.
Viel abhängiger von einzelnen Pflanzenarten sind die Wildbienen. Sie ernähren sich oft nur von einer bestimmten Pflanzenart und wenn diese verschwindet, verschwinden auch die kleinen Schwestern der Honigbienen. Sie tragen Namen wie Seiden- und Zottelbiene oder auch Rainfarn-Maskenbiene. Diese wurde gerade zur Wildbiene des Jahres gekürt.
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Dass wir dann im Sommer und Herbst Obst oder auch Raps ernten können, verdanken wir allein den Bienen, Wildbienen, Hummeln und anderen Bestäubern. Denn 80 % der Blütenpflanzen sind auf die fleißigen Bestäuber angewiesen. Ohne Bienen, die anderen Insekten sind dabei gar nicht mitgerechnet, würde der Ertrag bei Äpfeln um 60%, bei Birnen sogar um fast 90 % zurück gehen, so eine Berechnung des Deutschen Imkerbundes.
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