Stellungnahme zum TOP Verabschiedung Bebauungsplan zum Quartier XXIV in der Ratssitzung vom 23. Juli. 2020 von Dr. Susanne Hierschbiel
Auch wenn hier eine Regelung absolut notwendig war, um am „Lügnerhaus“ das Schlimmste zu verhindern, enthält dieser Bebauungsplan einen Passus, der auf lange Sicht ein Stück „altes Schwetzingen“ verschwinden lassen wird. Deshalb haben unsere Stadträt*innen dagegen gestimmt, bzw. sich enthalten. Lest hier warum:
Das Gebiet zwischen Mannheimer / Werderstraße / Friedrich-Ebert-Straße und Heckerstraße braucht dringend Klarheit in Hinsicht auf das, was planerisch erlaubt ist und in unser Stadtbild passt. Bausünden, die es in Schwetzingen an etlichen Stellen gibt, sollen vermieden werden, Frischluftschneisen und „Grüne Lungen“ in den Herzen der Quartiere wollen wir Grüne sichern und neu schaffen. Außerdem wurde auf Drängen unserer Fraktion eine gärtnerische Anlage der Freiflächen und deren Bepflanzung verpflichtend in den BPlan aufgenommen und die Verwendung von Unkrautschutzfolie und Unkrautschutzvlies untersagt. „Schottergärten“ sind aus diesem Quartier damit de facto verbannt! Ein großer Erfolg, der explizit betont und ausgestaltet, was seit dem 22. Juli auch landesweit durch die die Änderung des Landesnaturschutzgesetzes §21 klargestellt ist. Freiflächen müssen begrünt werden!
Warum also die Ablehnung dieses Bebauungsplans?
Wir konnten uns leider in einem entscheidenden Punkt nicht durchsetzen.
Denn der Bebauungsplan erlaubt auch in der Werderstraße maximale Gebäudehöhen von 15 m und maximale Traufhöhen von 8,20 m.
Jetzt aber ist in der Werderstraße eine andere Gebäudehöhe typisch. Die sog. Ackerbürgerhäuser, wie sie in vielen Straßenzügen des alten „Dorfkerns“ noch vereinzelt zu sehen sind, dominieren hier noch und sind ein Stück „altes, dörfliches“ Schwetzingen, das in der Schwetzinger Gestaltungssatzung sogar als „ortsbildprägende Gruppe“ hervorgehoben ist. Diese Häuser werden, wenn jetzt viel höher gebaut werden darf, in ein bis zwei Generationen verschwunden sein oder zwischen Neubauten eingekeilt wie Fremdkörper wirken. Denn wo höher gebaut werden darf, wird in Zukunft auch höher gebaut werden.
Uniforme Neubauten, die sich alle gleichen und die alten ortstypischen und ortsbildprägenden Häuser dominieren, können aber nicht unser Ziel sein!
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Mit Imker Günther Martin als Referenten gab es eine Fülle von Informationen über Bienen und reichlich Gelegenheit für Diskussionen über den Einsatz von Insektiziden, Bewässerungsmaßnahmen oder auch die Waldnutzung. Der Grüne Gemeinde- und Kreisrat aus Ketsch hat seit 35 Jahren Bienen und hat seine Ausbildung zum Imker und Schäfer an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Einige seiner zahlreichen Bienenvölker leben zur Zeit am ehemaligen Rehgehege in der Sternallee. Nicht weit weg also vom Kreisel im Wohngebiet Schälzig, wo der Spaziergang startete. Ganz bewusst habe er diesen ausgewählt, so Günther Martin. In der Mitte eine große Eiche, darunter eine bunt mit Frühblühern bepflanzte Wiese und rundherum Linden- und Ahornbäume. Dass die Eiche und Blühwiese so prächtig gedeihen, liege an der Bewässerung. Und dann war man schon drin in der Diskussion, ob die Baumscheiben der umliegenden Bäume nicht auch begrünt werden sollten, ob sich Magerflächen hier von selbst entwickeln können und wie man eine Selbstaussaat von Blühpflanzen fördern kann. Einigkeit herrschte, dass Pflanzungen künftig nach dem Prinzip der Schwammstadt erfolgen müssten, damit das Regenwasser nicht ungenutzt in die Kanalisation abfließt, sondern in Senken und Grünflächen abgeleitet wird, um dort wie in einem Schwamm für trockene Tage gespeichert zu werden. Das würde nicht nur den Pflanzen helfen, sondern auch wertvolles Wasser und Arbeitszeit sparen. Bienen und andere Insekten finden jedenfalls am Schälzigkreisel erst einmal Nahrung. Auch an den blühenden Sträuchern, die auf dem Lärmschutzwall an der B291 wachsen. Leider wird bei Rückschnitten an Straßen durch den Kreis nicht auf wertvolle Gehölze wie Wildapfelbäume geachtet, sondern rücksichtslos alles gleichermaßen auf Stock gesetzt – und das auch oft auf gesamter Länge. Deshalb hatten wir im vergangenen Jahr den Rückschnitt durch die Kreisverwaltung zwischen Carl-Theodor-Brücke und der August-Neuhaus-Straße bemängelt und Landtagsabgeordneter Andre Baumann wurde wegen des Heckenrückschnitts an der Brühler Landstraße aktiv. Nahrung für Insekten und Rückzugsräume für Tiere wie Rebhuhn, Fasan und Igel gehen so verloren.
Am AllaHopp-Geländes lenkte Günther Martin den Blick auf eine Gruppe alter Eichen. „Die sind sicher schon 100 Jahre alt und sollten geschützt werden! Im Sommer scheiden Eichen einen stärkehaltigen Saft aus um sich zu kühlen. Den sammeln die Bienen und machen ihn zu Honig. Dunkelgrün in der Farbe und sehr selten, weil es bei uns kaum noch alte Eichen gibt!“, wusste der Fachmann zu berichten. Anfang Juli aber sieht es meist schlecht aus für die Nektarsammlerinnen, dann ist fast alles verblüht und die Bienen müssen weite Strecken zurücklegen um Nahrung zu finden. Im Herbst sind Fassadenbegrünungen mit Efeu noch einmal eine Bienenweide. Hier können die Tiere Nahrung für den Winter sammeln.
Viel abhängiger von einzelnen Pflanzenarten sind die Wildbienen. Sie ernähren sich oft nur von einer bestimmten Pflanzenart und wenn diese verschwindet, verschwinden auch die kleinen Schwestern der Honigbienen. Sie tragen Namen wie Seiden- und Zottelbiene oder auch Rainfarn-Maskenbiene. Diese wurde gerade zur Wildbiene des Jahres gekürt.
Bei den Bienenstöcken von Günther Martin an der Sternallee angelangt, konnte die Gruppe das Innere eines Stocks in Augenschein nehmen. Dass die Bienen heute so „brav“ sind, dass wir Menschen ohne Schutzkleidung nahe an die Bienenstöcke heran können, ist Folge der Zucht auf Friedsamkeit. Dass diese Tiere sich weniger zur Wehr setzen, begünstigt aber auch die Verbreitung von Schädlingen wie der Varroa-Milbe. Als Folge müssen die Imker Ameisen- und Oxalsäure zur Schädlingsbekämpfung einsetzen, was durch starken Befall geschwächte Bienen nicht überleben.
Sind Wetter und Nahrungsangebot gut, erwirtschaftet ein Volk bis zu 25 kg Honig im Jahr. Dafür fliegen die Tiere bis zu zwei Kilometer weit und das viele Male täglich. Auch um Wasser zu holen. Deshalb sollte man im eigenen Garten auch an kleine Wasserstellen für die Tiere denken.
Dass wir dann im Sommer und Herbst Obst oder auch Raps ernten können, verdanken wir allein den Bienen, Wildbienen, Hummeln und anderen Bestäubern. Denn 80 % der Blütenpflanzen sind auf die fleißigen Bestäuber angewiesen. Ohne Bienen, die anderen Insekten sind dabei gar nicht mitgerechnet, würde der Ertrag bei Äpfeln um 60%, bei Birnen sogar um fast 90 % zurück gehen, so eine Berechnung des Deutschen Imkerbundes.
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