„Umsetzungsmaßnahmen des Integrierten Klimaschutzkonzeptes 2020/2021“
Von Dr. Susanne Hierschbiel für die Fraktion Bündnis 90/ DIE GRÜNEN
Das Klimaschutzkonzept der Stadt wurde 2018 vom Gemeinderat verabschiedet. Ein ambitioniertes Vorhaben, das von der Stabsstelle Klimaschutz, Energie und Umwelt umgesetzt werden soll. Hier jetzt ein Zwischenstand, eine Zeitleiste, die das weitere Vorgehen darstellt. Wir Grüne freuen uns, dass Klimaschutz in Schwetzingen ernst genommen wird. Aber sind die Bemühungen der Verwaltung auch ausreichend?
Im Konzept sind bei den einzelnen Handlungsfeldern viele Daten zur Umsetzung avisiert. Nur wenige davon wurden bislang eingehalten, viele nicht einmal begonnen. Dabei steht im Klimaschutzkonzept, dass die 22 Leitprojekte in 3-5 Jahren umgesetzt sein sollen und dementsprechend dann handfeste, greifbare Ergebnisse aufweisen sollen. Als Beispiel nenne ich Projekt K5 „Grünes und klimaangepasstes Schwetzingen“, als das Projekt mit dem höchsten Realisierungsanreiz eingestuft, das schon 2018 beginnen sollte. Oder das Projekt H 1, die Sanierungskampagne, mit hohem Realisierungsanreiz und hohem Beitrag zum Klimaschutzziel, geplanter Beginn 2019. Als weiteres Beispiel Projekt K4, Energetische Optimierung der öffentlichen Infrastruktur mit Einführung eines Energiemanagementsystems, oder Projekt I2, Energie von Wand und Dach. Alle genannten Projekte stehen noch aus.
Der Lenkungskreis Klimaschutz hat vergangenes Jahr, ich rede hier von dem Jahr VOR Corona, von 2019, kein einziges Mal getagt. (zuletzt am 13.11.18) Ja, gab es da nichts zu besprechen? Wir Grünen hätten einiges zu sagen und beizusteuern. Regelmäßig werden wir von Bürgerinnen und Bürgern kontaktiert, die zu Themen des Klimaschutzes und der Klimas in der Stadt etwas beitragen möchten, an Anmerkungen, aber auch an Ideen und persönlichem Engagement. Unsere kürzliche Umfrage zum Thema Radwege in Schwetzingen hat eine sehr große Resonanz hervorgerufen. Hierfür wäre der Lenkungsausschuss ein Forum, das in den letzten 2 Jahren gefehlt hat!
Umso mehr begrüßen wir, dass jetzt konkrete Termine für Sitzungen des Klimabeirates vorliegen. Und diesem auch der im Klimaschutzkonzept vorgesehene und bislang nicht eingeführte Mobilitätsbeirat zugeschlagen und das Handlungsfeld Nachhaltigkeit in seinen Aufgabenbereich aufgenommen wurde. Denn die Vermüllung unseres Planeten mit Plastik, insbesondere Einwegplastik, ist eine Bedrohung für Tiere und Natur, die letztlich auch uns Menschen die Lebensgrundlagen raubt.
Ausdrücklich hervorheben will ich, dass die damals neugeschaffene Stabsstelle für Klimaschutz, Energie und Umwelt natürlich zunächst Strukturen schaffen musste und im Bereich E-Mobilität, Öffentlichkeitsarbeit – ich nenne hier die EcoMobil Gala und die Energiemesse- viel Arbeit geleistet hat. Gerade im Handlungsfeld M2, Nachhaltiges E-mobiles Schwetzingen, wurde schon viel erreicht. Die Ladeinfrastruktur für E-Autos ist in Schwetzingen im Vergleich mit kleinen und großen (!) Städten im Umkreis gut ausgebaut. Ein Wermutstropfen allerdings – die Priorisierung von Elektrofahrzeugen bei der Parkraumbewirtschaftung, genannt im Leitprojektes M2, fehlt noch.
Also kurz zusammengefasst. Ein ambitioniertes Konzept das 2018 verabschiedet wurde, weil Gemeinderat, die Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger, die sich an einer Vielzahl von Workshops und Diskussionsrunden beteiligt hatten, der Meinung waren, dass nicht nur in der großen Politik gehandelt werden muss, sondern auch regional, lokal, eben kommunal.
Leider geht es inzwischen nicht mehr nur darum, unseren Beitrag zur CO2 Reduktion in ganz Deutschland zu leisten, sondern auch uns in Schwetzingen vor den Folgen des hemmungslosen Ressourcenverbrauchs und Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Die Bäume in der Schwetzinger Hardt und im Schlossgarten sind an vielen Stellen geschädigt und abgestorben, Wälder, Felder und Gärten ausgetrocknet.
Die 1,5 Grad Durchschnittserwärmung sind in unserer Region schon erreicht und der trockene Sommer hat uns erneut eindringlich vor Augen geführt wie wichtig eine schnellstmögliche Umsetzung unseres Klimaschutzkonzeptes ist.
„Kein Grad weiter“, so das Motto der Jugendlichen und jungen Erwachsenen von Fridays for Future die letzte Woche auch in Schwetzingen für ihre Zukunft demonstriert haben.
Wir müssen die Sorgen der jungen Menschen ernst nehmen und alles daran setzen unsere Klimaziele zu erreichen und Schwetzingen für den Klimawandel fit zu machen. Das heißt aber auch, dass die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes Priorität haben muss und dazu bedarf es zusätzlicher Stellen und Kompetenzen in der Stabsstelle Klimaschutz. Wir erwarten daher eine ganz klare Erhöhung der Mittel für den Klimaschutz im nächsten Haushalt. Und das im Blick auf unsere Verantwortung der jungen Generation gegenüber, denn die Kosten der Folgen des Klimawandels werden unsere Aufwendungen zu seiner Abmilderung ganz klar übersteigen.
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Mit Imker Günther Martin als Referenten gab es eine Fülle von Informationen über Bienen und reichlich Gelegenheit für Diskussionen über den Einsatz von Insektiziden, Bewässerungsmaßnahmen oder auch die Waldnutzung. Der Grüne Gemeinde- und Kreisrat aus Ketsch hat seit 35 Jahren Bienen und hat seine Ausbildung zum Imker und Schäfer an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Einige seiner zahlreichen Bienenvölker leben zur Zeit am ehemaligen Rehgehege in der Sternallee. Nicht weit weg also vom Kreisel im Wohngebiet Schälzig, wo der Spaziergang startete. Ganz bewusst habe er diesen ausgewählt, so Günther Martin. In der Mitte eine große Eiche, darunter eine bunt mit Frühblühern bepflanzte Wiese und rundherum Linden- und Ahornbäume. Dass die Eiche und Blühwiese so prächtig gedeihen, liege an der Bewässerung. Und dann war man schon drin in der Diskussion, ob die Baumscheiben der umliegenden Bäume nicht auch begrünt werden sollten, ob sich Magerflächen hier von selbst entwickeln können und wie man eine Selbstaussaat von Blühpflanzen fördern kann. Einigkeit herrschte, dass Pflanzungen künftig nach dem Prinzip der Schwammstadt erfolgen müssten, damit das Regenwasser nicht ungenutzt in die Kanalisation abfließt, sondern in Senken und Grünflächen abgeleitet wird, um dort wie in einem Schwamm für trockene Tage gespeichert zu werden. Das würde nicht nur den Pflanzen helfen, sondern auch wertvolles Wasser und Arbeitszeit sparen. Bienen und andere Insekten finden jedenfalls am Schälzigkreisel erst einmal Nahrung. Auch an den blühenden Sträuchern, die auf dem Lärmschutzwall an der B291 wachsen. Leider wird bei Rückschnitten an Straßen durch den Kreis nicht auf wertvolle Gehölze wie Wildapfelbäume geachtet, sondern rücksichtslos alles gleichermaßen auf Stock gesetzt – und das auch oft auf gesamter Länge. Deshalb hatten wir im vergangenen Jahr den Rückschnitt durch die Kreisverwaltung zwischen Carl-Theodor-Brücke und der August-Neuhaus-Straße bemängelt und Landtagsabgeordneter Andre Baumann wurde wegen des Heckenrückschnitts an der Brühler Landstraße aktiv. Nahrung für Insekten und Rückzugsräume für Tiere wie Rebhuhn, Fasan und Igel gehen so verloren.
Am AllaHopp-Geländes lenkte Günther Martin den Blick auf eine Gruppe alter Eichen. „Die sind sicher schon 100 Jahre alt und sollten geschützt werden! Im Sommer scheiden Eichen einen stärkehaltigen Saft aus um sich zu kühlen. Den sammeln die Bienen und machen ihn zu Honig. Dunkelgrün in der Farbe und sehr selten, weil es bei uns kaum noch alte Eichen gibt!“, wusste der Fachmann zu berichten. Anfang Juli aber sieht es meist schlecht aus für die Nektarsammlerinnen, dann ist fast alles verblüht und die Bienen müssen weite Strecken zurücklegen um Nahrung zu finden. Im Herbst sind Fassadenbegrünungen mit Efeu noch einmal eine Bienenweide. Hier können die Tiere Nahrung für den Winter sammeln.
Viel abhängiger von einzelnen Pflanzenarten sind die Wildbienen. Sie ernähren sich oft nur von einer bestimmten Pflanzenart und wenn diese verschwindet, verschwinden auch die kleinen Schwestern der Honigbienen. Sie tragen Namen wie Seiden- und Zottelbiene oder auch Rainfarn-Maskenbiene. Diese wurde gerade zur Wildbiene des Jahres gekürt.
Bei den Bienenstöcken von Günther Martin an der Sternallee angelangt, konnte die Gruppe das Innere eines Stocks in Augenschein nehmen. Dass die Bienen heute so „brav“ sind, dass wir Menschen ohne Schutzkleidung nahe an die Bienenstöcke heran können, ist Folge der Zucht auf Friedsamkeit. Dass diese Tiere sich weniger zur Wehr setzen, begünstigt aber auch die Verbreitung von Schädlingen wie der Varroa-Milbe. Als Folge müssen die Imker Ameisen- und Oxalsäure zur Schädlingsbekämpfung einsetzen, was durch starken Befall geschwächte Bienen nicht überleben.
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