Bei unserer letzten Mitgliederversammlung am 29.09 stellte Landtagskandidat Dr. Andre Baumann, selbst Mitglied der Schwetzinger Grünen, die Grundzüge seines Wahlprogramms vor. „Vielen Parteien geht es in erster Linie um Macht, uns Grünen geht es darum, Verantwortung zu übernehmen und die großen Herausforderungen der nächsten zehn Jahre zu lösen“, betonte Dr. Baumann. Die nächsten fünf bis zehn Jahre, so Baumann, werden in Baden-Württemberg und darüber hinaus in ganz Deutschland für viele Entwicklungen entscheidend sein. Dazu gehören auch die Klimapolitik und die Frage, ob es gelingt, das gesteckte Ziel bei der CO2-Einsparung zu erreichen.
Für Baumann steht ein gesundes Klima obenan – und damit meint er ausdrücklich auch ein gesundes soziales Klima. Dazu bedarf es eines gesunden Wirtschaftens, wir brauchen Wohlstand aus der Verbindung von Ökonomie und Ökologie. Dabei muss es gelingen, den Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln. Und „Ökologie kann und muss heißen: Jobs, Jobs, Jobs“, so Dr. Baumann. Für den Erhalt der Arbeitsplätze in der Automobilbranche muss die Wende hin zu klimaverträglichen Antriebstechniken forciert werden. „Auch wenn der Beitrag Baden-Württembergs zur Reduktion des CO2-Ausstoßes global gesehen gering sein mag, haben wir eine Leuchtturmfunktion“. Und zudem: „Klimaschutz ist ein Jobmotor“.
Auch im Gesundheitsbereich will Dr. Baumann Schwerpunkte setzen. Wie wichtig dies ist, habe auch die Corona-Krise gezeigt. Gesundheit ist aber nicht nur eine sozialpolitische Aufgabe, sondern ebenfalls ein wirtschaftlicher Faktor. Viele, meist mittelständische und kleine Firmen in Baden-Württemberg leisten einen wichtigen Beitrag zur Medizintechnik und Entwicklung der Medizintechnologie. Solche Firmen, wo notwendig, durch das Land zu unterstützen, fördert auch den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg.
Die Corona-Krise habe offengelegt, dass auch die Schulausbildung gestärkt werden muss. Notwendig ist eine Bildungsoffensive, so Dr. Baumann. Dazu gehöre eine funktionierende Digitalisierung an den Schulen. „Es reicht nicht, nur Tablets zu verteilen“, so Baumann. Für einen guten Unterricht ist gleichermaßen die persönliche Beziehung zwischen den Schülerinnen, den Schülern und den Lehrern nötig. Wir brauchen auch die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkräfte.
„Um den Wald mache ich mir große Sorgen“, sprach Dr. Baumann ein weiteres Problemfeld an. Manche Forstexperten würden bereits zahlreiche Waldbereiche in Baden-Württemberg aufgeben. „Wir können es uns nicht erlauben, Zeit zu verlieren“, appellierte Dr. Baumann und meinte damit nicht nur den Wald, sondern auch die anderen Themenschwerpunkte, für die er sich als Landtagsabgeordneter einsetzen möchte.
Dr. Michael Rittmann
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Mit Imker Günther Martin als Referenten gab es eine Fülle von Informationen über Bienen und reichlich Gelegenheit für Diskussionen über den Einsatz von Insektiziden, Bewässerungsmaßnahmen oder auch die Waldnutzung. Der Grüne Gemeinde- und Kreisrat aus Ketsch hat seit 35 Jahren Bienen und hat seine Ausbildung zum Imker und Schäfer an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Einige seiner zahlreichen Bienenvölker leben zur Zeit am ehemaligen Rehgehege in der Sternallee. Nicht weit weg also vom Kreisel im Wohngebiet Schälzig, wo der Spaziergang startete. Ganz bewusst habe er diesen ausgewählt, so Günther Martin. In der Mitte eine große Eiche, darunter eine bunt mit Frühblühern bepflanzte Wiese und rundherum Linden- und Ahornbäume. Dass die Eiche und Blühwiese so prächtig gedeihen, liege an der Bewässerung. Und dann war man schon drin in der Diskussion, ob die Baumscheiben der umliegenden Bäume nicht auch begrünt werden sollten, ob sich Magerflächen hier von selbst entwickeln können und wie man eine Selbstaussaat von Blühpflanzen fördern kann. Einigkeit herrschte, dass Pflanzungen künftig nach dem Prinzip der Schwammstadt erfolgen müssten, damit das Regenwasser nicht ungenutzt in die Kanalisation abfließt, sondern in Senken und Grünflächen abgeleitet wird, um dort wie in einem Schwamm für trockene Tage gespeichert zu werden. Das würde nicht nur den Pflanzen helfen, sondern auch wertvolles Wasser und Arbeitszeit sparen. Bienen und andere Insekten finden jedenfalls am Schälzigkreisel erst einmal Nahrung. Auch an den blühenden Sträuchern, die auf dem Lärmschutzwall an der B291 wachsen. Leider wird bei Rückschnitten an Straßen durch den Kreis nicht auf wertvolle Gehölze wie Wildapfelbäume geachtet, sondern rücksichtslos alles gleichermaßen auf Stock gesetzt – und das auch oft auf gesamter Länge. Deshalb hatten wir im vergangenen Jahr den Rückschnitt durch die Kreisverwaltung zwischen Carl-Theodor-Brücke und der August-Neuhaus-Straße bemängelt und Landtagsabgeordneter Andre Baumann wurde wegen des Heckenrückschnitts an der Brühler Landstraße aktiv. Nahrung für Insekten und Rückzugsräume für Tiere wie Rebhuhn, Fasan und Igel gehen so verloren.
Am AllaHopp-Geländes lenkte Günther Martin den Blick auf eine Gruppe alter Eichen. „Die sind sicher schon 100 Jahre alt und sollten geschützt werden! Im Sommer scheiden Eichen einen stärkehaltigen Saft aus um sich zu kühlen. Den sammeln die Bienen und machen ihn zu Honig. Dunkelgrün in der Farbe und sehr selten, weil es bei uns kaum noch alte Eichen gibt!“, wusste der Fachmann zu berichten. Anfang Juli aber sieht es meist schlecht aus für die Nektarsammlerinnen, dann ist fast alles verblüht und die Bienen müssen weite Strecken zurücklegen um Nahrung zu finden. Im Herbst sind Fassadenbegrünungen mit Efeu noch einmal eine Bienenweide. Hier können die Tiere Nahrung für den Winter sammeln.
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