Problempunkte der Radwege im Blick
„Das Fahrrad spielt für die Verkehrswende hin zur klimaneutralen Mobilität eine ganz wichtige Rolle. Dazu müssen die Radwege vernetzt, gut ausgebaut und sicher sein, damit viele Menschen das Fahrrad nutzen und Radfahren auch Spaß macht“. Mit diesen einleitenden Worten begrüßte Stadträtin Susanne Hierschbiel, Sprecherin des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen Schwetzingen, zahlreiche Teilnehmer, darunter Andre Baumann, Staatssekrektär und Landtagskandidat der Grünen, zu einer Radtour rund um Schwetzingen.
Die Tour zum Auftakt des Stadtradelns stand unter dem Motto „Klimafreundlich mobil – Freie Fahrt fürs Rad“. Sie wurde von den Schwetzinger und Ketscher Grünen gemeinsam mit der Grünen Liste Brühl organisiert und führte von Schwetzingen über Brühl und Ketsch zurück nach Schwetzingen. Dabei sollte zum einen solchen Stellen die Aufmerksamkeit gelten, die für den Radverkehr problematisch sind. Es sollten aber auch neue Entwicklungen in den Blick genommen werden.
Dazu gab es den ersten Halt am Rondell, das im nächsten Jahr in einem zunächst auf zwei Jahre angelegten, vom Land finanziell unterstützten Modellversuch umgestaltet wird. Wie Susanne Hierschbiel berichtete, wird ein Kreisel mit zwei Fahrspuren entstehen, je eine für Autos und Fahrräder, die Verkehrsfläche für Kraftfahrzeuge wird also zugunsten des Radverkehrs verkleinert. Durch den Umbau werden große blühende Flächen in der Mitte des Kreisverkehrs entstehen, ergänzte Andre Baumann. Er führte weiter aus, dass es in den 1960er-Jahren das Ziel war, Straßen autofreundlich zu bauen. Heute dagegen muss der Straßenverkehr menschenfreundlich sein. Und dazu gehört, wie Umfragen zeigen, dass die Bevölkerung mehr und bessere Radmobilität will.
Die Tour führte weiter nach Brühl. Der Radweg entlang der Landstraße ist beleuchtet. Noch besser wäre es, so die Meinung der Teilnehmer, wenn die Lampen durch Bewegungsmelder bedarfsgesteuert angeschaltet würden, um Energie zu sparen und nachts Insekten möglichst wenig zu stören. Als gefährlich erwies es sich, die Einmündung der L599 zu queren. Für Autofahrer ist nicht zu erkennen, dass ein Radweg kreuzt, es gibt keine Ampel. Erst kürzlich kam es hier zu einem Unfall, bei dem ein Radfahrer von einem PKW erfasst wurde und sich verletzte. Eine Bedarfsampel und eine farbige Fahrbahnmarkierung sind dringend nötig. Diese problematische Stelle an einer Strecke, die auch viele Schülerinnen und Schüler nutzen, wurde bereits 1999 vom ADFC bei Erstellung des Radwegkonzepts für die Stadt Schwetzingen bemängelt. Seit 21 Jahren ist hier nichts geschehen.
Die Führung durch Brühl übernahm anschließend Roland Obermeier von der Grünen Liste Brühl. Gleich am Ortseingang fiel auf, dass für Radfahrende, die nach Brühl kommen, nicht zu erkennen ist, auf welchen geeigneten Straßen sie durch den Ort weiterfahren können. In der Mannheimer Straße ist der Radweg eng und nicht gut markiert; im nördlichen und südlichen Teil dieser Straße ist Radfahren jeweils nur in einer Richtung erlaubt. Der Antrag der Grünen Liste, die Mannheimer Straße zu einer Fahrradstraße umzugestalten, wurde im Brühler Gemeinderat abgelehnt. Auf der Weiterfahrt wurde in der Ketscher Straße drastisch aufgezeigt, wie gefährlich eine Radtour durch Brühl sein kann: Autos überholten trotz Gegenverkehr, der Abstand zu den Radlerinnen und Radlern betrug dabei deutlich weniger als einen Meter.
Nick Eberhardt, Sprecher der Ketscher Grünen, leitete nach und durch Ketsch und von dort zurück nach Schwetzingen. Er wies darauf hin, dass der beleuchtete Radweg zwischen Brühl und Ketsch nur von wenigen Radfahrenden genutzt wird, weil es über die Strecke vorbei am Reiterhof schneller geht. Diesen unbeleuchteten Weg bevorzugen auch die meisten Schüler der Marion-Dönhoff-Schule. Dessen Einmündung in den Brühler Pfad ist gefährlich, da hier Autos oft mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, die Radwegquerung nicht markiert und die Fortsetzung Richtung Fünfvierteläcker winklig und eng ist. An der Schwetzinger Straße sind drei Straßen parallel geführt; diese zu queren, ist für Radfahrer schwierig. Obwohl es eigentlich viel Platz gibt, ist die Anlage des Radwegs zwischen zwei Fahrbahnen nicht glücklich: Kreuzende Autofahrer beachten die Radspur in der Mitte oft nicht. Außerdem ist der Radweg an jeder Kreuzung durch Bordsteine begrenzt, die zwar nicht hoch, aber steil sind. „Ziel muss es sein, mit dem Rad bequem und sicher, aber bei Bedarf auch schnell fahren zu können, um den Fahrradverkehr attraktiv zu machen“, so Eberhardt.
Auf der Rückfahrt nach Schwetzingen endete der Radweg vor dem Stadion plötzlich im Nichts. Eine markierte Verlängerung um etwa 50 m wäre eine einfache und zufriedenstellende Lösung. Und auf der weiteren Strecke beim Parkplatz für Wohnmobile sollten die Pfosten entfernt werden, die nach einer scharfen Rechtskurve und teilweise getarnt durch eine Hecke plötzlich in der Fahrbahn stehen. Auch hier gab es vor kurzem einen Unfall. Auf dem viel zu engen gemeinsamen Rad- und Fußweg an der Zähringerstraße wurde die Schwetzinger Innenstadt wieder erreicht. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer der Tour konnte sich fürs Stadtradeln 11 km auf das Streckenkonto schreiben.
Bei der Abschlussbesprechung im Biergarten war allen klar: Der Anteil des Fahrrads am Verkehr wird sich nur dann erhöhen, wenn Fahrradfahren ungefährlich und ein schnelles Fortkommen mit dem Rad ohne Hindernisse möglich ist. Dazu ist es erforderlich, das Radwegenetz auszubauen und problematische Stellen der Radwege zu beseitigen.