Der Ortsverband der Schwetzinger Grünen und die Grüne Gemeinderatsfraktion vertreten durch Stadträtin Dr. Susanne Hierschbiel und Stadtrat Dr. Michael Rittmann starteten am 26. Juli 2021 ihre Veranstaltungsreihe „Bäume im Stadtgebiet – Schattenspender, Luftfilter, Lebensraum“ mit einer Radtour zu Plätzen und Bäumen des Stadtgebiets. Mit dabei war die Bundestagskandidatin der Grünen, Nicole Heger. Klimaschutz ist eines der Kernthemen ihres Wahlkampfs. Es stelle sich die Frage, wie wir in Zukunft leben. „In den nächsten vier Jahren müssen die Stellschrauben für den Klimaschutz gedreht werden, um zu verhindern, dass der Kipppunkt erreicht wird“, so Nicole Heger. „Für die Städte heißt das: keine weiter Bodenversiegelung, mehr Stadtgrün, Begrünung von Dächern und Fassaden“.
Die Tour begann am Schlossplatz. Dr. Andre Baumann, Biologe, Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im Umweltministerium, betonte einleitend die Bedeutung von grünen Lungen und großen Bäumen, denen angesichts des Klimawandels und Temperaturanstiegs in den Städten eine zunehmende Rolle für die Kühlung zukommt. Sie haben auch für die Gesundheit eine immer wichtiger werdende Funktion, denn in den letzten Jahren ist die Zahl der Hitzetoten in Baden-Württemberg stark angestiegen, so Baumann.
Nächste Station war der Alte Messplatz. Am Beispiel dort stehender hoher schattenspendender Kastanien erläuterten Baumann und Hierschbiel, dass vor allem große alte Bäume geschützt werden sollen, weil sie eine besonders wichtige klimatische Funktion für Luft und Kühlung haben. Ersatzpflanzungen können dies nicht in gleichem Maß leisten. Junge Bäume sind anfälliger gegen trockene Hitzesommer. Sie wurzeln weniger tief und haben Schwierigkeiten, das Grundwasser zu erreichen, zumal der Grundwasserspeigel im Oberrheingraben sinkt. Kastanienbäume können etwa 150 Jahre alt werden. Probebohrungen ermöglichen zu erkennen, ob ein Baum morsch ist oder erhalten werden kann
Auf den Kleinen Planken wurde deutlich wie sinnvoll es wäre, mehr Bäume zu pflanzen. Sie würden den Platz aufwerten und die Aufenthaltsqualität verbessern. Im nördlichen Teil gibt es eine starke Wärmeabstrahlung. „Hier verweilt an heißen Tagen niemand“, so Baumann, und verweist auf die Biergärten, die umso mehr frequentiert werden, je mehr sie von Bäumen beschattet sind.
Als nächstes wurde der Heckerplatz angefahren. Dr. Baumann stellte resigniert fest: „Eine Ausgeburt an Hässlichkeit“. Und eine Anwohnerin meinte: „Er könnte ein Spielplatz sein, wenn er nicht so heiß wäre und wenn es schöne Spielgeräte gäbe“. Die Teilnehmer der Tour waren sich einig: die Bäume am Heckerplatz sind viel zu klein, es wird Jahre dauern, bis sie Schatten spenden. Gefragt wurde, warum die Baumscheiben geschottert und nicht mit Blumen bepflanzt sind. Lieblos und einfallslos, war das das einhellige Urteil. Als ein alternatives Konzept wurde die Nutzung des Platzes für Urban gardening zur Diskussion gestellt.
Der Aufenthalt auf dem Berliner Platz war demgegenüber deutlich angenehmer, hier war es merklich kühler. Dennoch sah Dr. Baumann Verbesserungsmöglichkeiten: einheimische Gehölze könnten bevorzugt, Blumen eingesät und – in Verbindung mit einem Mahd-Konzept – Wiesen statt Rasenflächen angelegt werden. Baumann wusste, dass es in Baden-Württemberg ein Netz von Gemeinden gibt, die ein solches Wiesenkonzept umsetzen und mittlerweile großes Know how besitzen. Ein solches Konzept rechne sich langfristig auch hinsichtlich der Kosten.
Am neu benannte Friedrich-Ebert-Platz mussten die Teilnehmer der Tour leider feststellen, dass hier ein Design aus dem letzten Jahrtausend gestaltet wurde. Um eine Grünfläche oder gar eine grüne Lunge handelt es sich gewiss nicht. Immerhin sind die Freiflächen um die wenigen Bäume sinnvoll, wenn auch noch etwas spärlich bepflanzt.
Für das Rondell, dem nächsten Halt, schlug Dr. Baumann ebenfalls vor, Wiesen anzulegen, die nur zweimal im Jahr gemäht werden. Samenmischungen für Wiesenpflanzen, die auch heiße trockene Sommer überstehen, werden bereits angeboten.
Letzte Station der Exkursion war das von einer Wildwiese bewachsene Regenrückhaltebecken im Kleinen Feld. Solche Regenrückhaltebecken werden immer wichtiger, je heftiger es in Zukunft mit dem Klimawandel zu Starkregenfällen kommt. Die Ereignisse an der Ahr und in Nordrhein-Westfalen haben es auf tragische Weise gezeigt.
Immer wieder sprachen Nicole Heger und Andre Baumann an den verschiedenen Stationen der Tour das Thema „Schwammstadt“ an. In einer solchen Stadt soll der Regen durch entsiegelte Flächen, einen hohen Grünanteil und andere Maßnahmen wie in einem Schwamm gespeichert werden. Dazu gehören auch Rigolen, unterirdische Wasserspeicher zum Beispiel aus einer lockeren Kiesschicht, die Bäume bewässern können. Solche Maßnahmen helfen nicht nur, Starkregen abzupuffern, sondern reduzieren durch die Verdunstungskühle von Bäumen und Vegetation zudem die Temperaturen in Siedlungen.
Nicole Heger hat zweifellos recht, und die Exkursion hat es allen Teilnehmern deutlich vor Augen geführt: Stadtbäume, städtisches Grün, Dach- und Fassadenbegrünung werden in naher Zukunft immer wichtiger, um das sich ändernde Klima in der Stadt erträglich zu gestalten und bei den zunehmenden sommerlichen Hitzeperioden für Kühlung zu sorgen.
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